Eine tolle Extrawurst

Eine tolle Extrawurst

Normalerweise gehen die Schattenlichter eine Woche vor ihrer eigenen Premiere nicht mehr ins Theater, denn der eigene Zeitplan ist mit den letzten Intensivproben und dem organisatorischen Geschehen schon mehr als voll. Aber diesmal musste doch noch ein Theaterbesuch eingeschoben werden, denn im Renaissance-Theater läuft nur noch wenige Tage ein Stück, das vom Plot her auch etwas für die Schattenlichter sein könnte. Daher machten sich vier gespannte Schattenlichter heute auf zum Ernst-Reuter-Platz, um die Komödie „Extrawurst“ zu sehen.

Der Stückinhalt mutet an, als wäre er vom derzeitigen Schattenlichter-Lieblingsautor Lutz Hübner geschrieben – ist er aber nicht. Das Autorenduo sind die Comedy-Autoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, die bereits für die Fernsehformate „Die Wochenshow“, „Ladykracher“, „Das Amt“ und „Stromberg“ verantwortlich zeichneten. 

Worum geht’s also in dem Stück? Sobald die Zuschauer den Saal betreten, befinden sie sich als Mitglieder eines kleinstädtischen Tennisvereins mitten in dessen Mitgliederversammlung. Bevor es zum wohlverdienten Feierabendbier samt Büfett übergeht, muss noch ein letzter Punkt der Tagesordnung abgehakt werden, der lediglich als Formsache gilt: die Abstimmung über die Anschaffung eines neuen Grills für die Vereinsfeiern.

Normalerweise kein Problem – gäbe es nicht den Vorschlag, auch einen eigenen Grill für das einzige türkische Mitglied des Clubs zu finanzieren. Denn gläubige Muslime dürfen ihre Grillwürste bekanntlich nicht auf einen Rost mit Schweinefleisch legen. 

Eine gut gemeinte Idee, die ebenso respektlos wie komisch Atheisten und Gläubige, Deutsche und Türken, „Gutmenschen“ und Hardliner, Vegetarier und Fleischesser frontal aufeinander stoßen lässt. Und allen wird schnell klar: Es geht um viel mehr als einen Grill … 

Die Schattenlichter fanden das Stück sehr kurzweilig, dazu zugleich witzig und intelligent – ein bisschen wie „Der Vorname“, der vor zwei Jahren auf dem Schattenlichter-Spielplan stand. Neben wunderbaren klischeehaften Charakteren, die dennoch immer für eine Überraschung gut waren, begeisterte uns auch das Bühnenbild: Wer jemals in einem Mehrgenerationenverein Mitglied war, wird sich sofort heimisch fühlen.

Nun aber nicht mehr lange weiterlesen, sondern schnell Karten kaufen, denn es gibt nur noch fünf Aufführungen im Renaissance-Theater: am 15. und 16.2. um 18 Uhr sowie vom 18. bis zum 21.2. um 20 Uhr. Karten unter www.renaissance-theater.de.

Und nicht vergessen: Am 20. oder 21. Februar seid Ihr vermutlich bei den Schattenlichtern und seht das Stück „Barbara“!

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Letzte Karten für die Premiere von „Barbara“

Letzte Karten für die Premiere von „Barbara“

Aus: Tagesspiegel-Newsletter Steglitz-Zehlendorf (13.02.2020)
Autor: Boris Buchholz

Die Zehlendorfer Laientheatergruppe „Schattenlichter“ führt am Donnerstag, 20. Februar, um 19.30 Uhr zum ersten Mal ihr neues Stück auf. Noch seien 20 Karten für die Premiere unverkauft, schrieben mir die Schauspieler – greifen Sie also zu: Die Tickets kosten 5 Euro, Sie können sie über die Website schattenlichter.info und telefonisch unter (030) 84 72 49 74 bestellen. Über das Stück „Barbara“ hatte ich schon im Januar geschrieben; auf tagesspiegel.de lesen Sie mehr.

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Jubiläum: 35 Jahre Theater in Zehlendorf-Mitte

Jubiläum: 35 Jahre Theater in Zehlendorf-Mitte

Aus: Bezirksbroschüre Steglitz-Zehlendorf 2020
Autorin: Elke Brumm

Theatergruppe Schattenlichter spielt eigenes Stück zum Mauerfalljubiläum

Ein doppeltes Jubiläum feiert in diesem Jahr die Theatergruppe Schattenlichter: Nicht nur wird die Hobbytheatergruppe 35 Jahre alt, sondern sie feiert auch 30 Jahre Mauerfall. Dazu zeigen die Schattenlichter die Uraufführung eines Stücks, das sie selbst geschrieben haben – auf Grundlage eines bekannten Kinofilms.

„Mit dem Mauerfall verbindet uns viel“, erzählt Elke Brumm, die die erste Schattenlichter-Aufführung noch als Zuschauerin erlebte, aber seit der zweiten Inszenierung mit auf der Bühne steht und seit 1988 die Gruppe managt. „Denn am 9. November 1989 hatten wir zufällig gerade eine Theaterpremiere. In der Pause erzählte jemand, die Mauer sei offen. Wir haben das gar nicht für voll genommen, da wir auf das Theaterstück konzentriert waren.“

Erst nachts zu Hause sahen die Schattenlichter das unglaubliche Geschehen im Fernsehen. „Schon am nächsten Tag war Zehlendorf-Mitte voller Trabbis, abends luden wir Spontangäste aus Teltow und Potsdam zu unserer Aufführung ein, und anschießend gingen wir alle zur Öffnung der Glienicker Brücke. Das war toll!“

Damals waren die meisten Schattenlichter um die 18 Jahre alt. Inzwischen ist die Gruppe altersgemischt; es gibt einige Jugendliche, viele berufstätige Erwachsene und eine Rentnerin. Angefangen hatte alles 1985, als ein Gemeindepfarrer in der Zehlendorfer Pauluskirche mit einigen Konfirmanden ein Krippenspiel einübte. Mehrere Schattenspiele folgten, die der Gruppe ihren Namen gaben. 1988 wandten sich die Zehlendorfer abendfüllenden Dramen zu und zogen von der Kirche in den Großen Saal des Gemeindehauses Teltower Damm 6. Ein tolles Domizil – denkmalgeschützt, mit einer elf Meter hohen Decke und einer guten Akustik.

Da es in jedem Jahr eine neue Inszenierung gibt, wird es den Schattenlichtern nie langweilig. Immer wieder muss man ein pas
sendes Stück finden, sich mit neuen Inhalten und Rollen auseinandersetzen, alle Szenen einüben, Bühnenbild und Kostüme erstellen und schließlich drei große Aufführungen organisieren.

Die Schattenlichter haben zwei Alleinstellungsmerkmale: Es gibt keinen Regisseur, sondern alle, die gerade nicht auf der Bühne stehen, entwickeln die zu probende Szene mit. Da wird oft kontrovers diskutiert, aber am Ende hat jeder das Gefühl, am Ergebnis beteiligt zu sein. Und die Schattenlichter arbeiten nicht gewinnorientiert; seit vielen Jahren kostet der Eintritt lediglich 5 Euro, damit sich jeder Zuschauer den Theaterbesuch leisten kann. Die Einnahmen decken lediglich die Ausgaben für das nächste Stück. Im Vordergrund steht, dass die Proben Spaß machen und das Stück dem Publikum gefällt. Die Paulus-Gemeinde unterstützt dieses Konzept, indem sie ihre ehemalige Konfirmandengruppe seit 35 Jahren beherbergt.

Im Jubiläumsjahr zeigen die Schattenlichter das Stück „Barbara“: Die Handlung ist an den gleichnamigen Kinofilm von 2012 angelehnt; Elke Brumm schrieb das Stück mit Erlaubnis des Drehbuchautors Christian Petzold für die Schattenlichter um. „Barbara“ ist der Beitrag der Schattenlichter zum 30-jährigen Mauerfalljubiläum. Das Stück spielt im Sommer 1980 in der DDR: Die Ärztin Barbara hat einen Ausreiseantrag gestellt. Sie wird strafversetzt – aus der Hauptstadt in ein kleines Krankenhaus tief in der Provinz, weitab von allem. Ihr Geliebter aus der freien Welt arbeitet an der Vorbereitung ihrer Flucht …

Die Aufführungen erfolgen am 20., 21. und 22. Februar 2020. Unter www.schattenlichter.info gibt es Informationen zum Stück, eine Übersicht über die 38 Inszenierungen der Schattenlichter und die Möglichkeit zur Kartenbestellung.

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Termine

Termine in Steglitz-Zehlendorf

Aus: Zehlendorf aktuell (1/2020)
Autor: Carsten Scheibe

Barbara“ – Ein Theaterstück von Elke Brumm nach dem Kinofilm von Christian Petzold

Was: Das 38. Stück der Schattenlichter – 35 Jahre Schattenlichter – Beitrag zum Jubiläum 30 Jahre Fall der Berliner Mauer

Ein doppel­tes Jubiläum feiert in diesem Jahr die Thea­tergruppe Schattenlichter: Nicht nur wird die Hobbytheatergruppe 35 Jahre alt, sondern sie feiert auch 30 Jahre Mauerfall. Dazu zeigen die Schattenlichter die Uraufführung eines Stücks, das sie selbst geschrieben haben – auf Grundlage eines bekannten Kinofilms.

Das Stück spielt im Sommer 1980 in der DDR: Die Ärztin Barbara hat einen Ausreiseantrag gestellt. Sie wird strafversetzt – aus der Hauptstadt in ein kleines Krankenhaus tief in der Provinz, weitab von allem. Ihr Geliebter aus dem Westen arbeitet an der Vorbereitung ihrer Flucht …

So teuer: 5 Euro

Kartenvor­bestellung: www.schattenlichter.info

Wann: Donnerstag, 19:30 Uhr – Freitag, 19:30 Uhr – Samstag, 18 Uhr

Wo: Paulus-­Gemeindehaus, Teltower Damm 6, 14169 Berlin

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Wer im Februar ins Theater will, muss heute handeln: Tickets für die „Schattenlichter“ heiß begehrt

Wer im Februar ins Theater will, muss heute handeln: Tickets für die „Schattenlichter“ heiß begehrt

Aus: Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf (16.01.2020)
Autor: Boris Buchholz

– Boris Buchholz‘ Theater-Tipp für Sie –

Der Aktions-Code lautet 38 – 35 – 30: Die Zehlendorfer Laien-Theatergruppe Schattenlichter führt ihr 38. Stück auf, es ist das 35. Jahr ihres Bestehens und die neue Produktion steht gänzlich im Zeichen des 30. Jahrestags des Mauerfalls. Zwar führen die Theaterleute das Stück „Barbara“ erst vom 20. bis 22. Februar auf – doch zurücklehnen dürfen Sie sich jetzt nicht; im Gegenteil, Action ist angesagt. Denn die Theater-Billets sind heiß begehrt. Schon letzte Woche schrieb mir Elke Brumm, Gründerin und dienstältestes Schattenlicht, dass bereits vier Tage nach Vorverkaufsbeginn die beliebte Samstagsvorstellung am 22. Februar zur Hälfte ausverkauft sei (letzte Woche gab es noch etwa 100 Karten). Ähnlich groß sei auch die Nachfrage nach den anderen beiden Aufführungen – und es gibt insgesamt nur diese drei. „So rasant war’s noch nie!“, schrieb sie mir. „Wer noch Karten möchte, sollte sich dringend ans Reservieren machen.“

Kurz zum Stück: Die Schattenlichter trauen sich was und haben „Barbara“ an den Kinofilm von Christian Petzold angelehnt (2012 in den Lichtspielhäusern, mit Nina Hoss und Ronald Zehrfeld in den Hauptrollen); geschrieben hat das Stück Elke Brumm. Es ist der Sommer 1980, in der DDR stellt die Ärztin Barbara einen Ausreiseantrag. In der Folge wird sie strafversetzt – aus der Hauptstadt in ein kleines Krankenhaus tief in der Provinz, weitab von allem. Geheimnisvoll heißt es im Pressetext weiter: „Ihr Geliebter aus dem Westen arbeitet an der Vorbereitung ihrer Flucht …“ Soviel sei noch verraten – kompliziert macht alles ihr neuer Chef André.

Neugierig geworden? Dann besorgen Sie sich eine Eintrittskarte! Die Tickets kosten 5 Euro. Sie können sich Ihre Billets über die Internetseite schattenlichter.info oder per E-Mail an schattenlichter@gmx.de reservieren. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, können Sie auch die Karten im Gemeindebüro der Paulusgemeinde käuflich erwerben (Teltower Damm 6, Mo und Mi 10 bis 13 Uhr sowie Do 16 bis 19 Uhr). Im Gemeindehaus finden auch die Aufführungen statt – der Zugang ist barreierefrei möglich.

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Lebenshilfe mit „Echsoterik“

Lebenshilfe mit „Echsoterik“


Der zweite Theaterbesuch im neuen Jahrzehnt führte vier Schattenlichter in die Berliner Wühlmäuse – zu Michael Hatzius, einem genialen Schauspieler und Puppenspieler, den die Schattenlichter vor einigen Jahren entdeckt hatten. Wer in den Theater-Tipps zurückscrollt, wird einen Eintrag zu Hatzius‘ Solo-Comedy-Programm „Echstasy“ finden.

Genauso, wie die Schattenlichter damals Seitenstiche vom zweistündigen durchgängigen Lachen bekamen, erging es ihnen auch gestern wieder, bei Hatzius‘ dritter Show, „Echsoterik“.

Die im Namen versteckte Echse ist Hatzius‘ große Handpuppe „Die Echse“, die ihre über Millionen Jahre gesammelten Erfahrungen gerne und gnädig herablassend mit dem Publikum teilt.

In „Echsoterik“ inszeniert sich die Echse als Guru: Sie ist in die Wühlmäuse gekommen, um die Menschen zu heilen und um ihnen Orientierung zu geben. So bietet die Echse dem Publikum zum Beispiel an, sich von ihr die Tarotkarten legen zu lassen. Hatzius gestaltete dafür in Zusammenarbeit mit dem Hallenser Künstler Robert Voss spezielle Tarotkarten, auf denen seine Puppenfiguren in vieldeutigen Motiven erscheinen. 

Hatzius bekommt auch in der aktuellen Show ein gutes Verhältnis zwischen Live-Spiel und Film hin: Während wir bei „Echstasy“ über Filmsequenzen aus dem verfallenen Spreeparkgelände mit seinem leise quietschenden Riesenrad lachten, toppte „Echsoterik“ das Ganze noch: In einer Handvoll kurzer Filme begleitet das Publikum Hatzius und die Echse auf ein – echtes – Esoterikfestival. Die Aussteller präsentieren der Echse stolz ihre abgedrehten Waren, und Hatzius als Meister der frechen Improvisation gibt als Echse seinen geerdeten Senf dazu. 

Aber nicht nur die Echse führt durch den Abend; es gibt auch einige toll gestaltete Nebenfiguren wie die Schweine Steffi und Torsten, die sich auf der Bühne verbal demontieren, ein depressives Huhn, eine meckernde Zecke und ein spuckendes Kamel. Und Hatzius selbst versucht sich zum Ärger der Echse als Clown, Zauberer und Märchenonkel.

Hatzius vertieft in seinem neuesten Programm nicht nur die Vielschichtigkeit seiner Figuren, sondern er erweitert auch den improvisierten Anteil, indem er immer wieder das Publikum in das Geschehen der Show einbindet. Und das war gestern der Knaller: Schulschwänzerin Fredi aus Lankwitz, Student Paul aus Pankow und Tunnelbauer Steve aus der schönen Priegnitz – unglaublich, dass diese Typen echt sind, und saukomisch, welche Gespräche die Echse mit ihnen führte!

Am 17. Mai ist Hatzius wieder mit „Echsoterik“ in den Wühlmäusen. Am besten jetzt schon Karten sichern – und am Abend selbst eine Quietscheechse und DVDs von den ersten beiden Shows erstehen, damit der Spaß zu Hause noch weitergeht.

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Zum Jahresbeginn über Rituale

Zum Jahresbeginn über Rituale

Jeder Mensch hat Rituale. Eins meiner liebsten Rituale gönne ich mir jedes Jahr um Silvester herum: Es ist der Besuch des legendären Berlin-Musicals „Linie 1“ im GRIPS Theater am Hansaplatz.

1986 feierte das Musical Premiere, 1987 sah ich es als Teeni und regelmäßige GRIPS-Gängerin zum ersten Mal. Das war gar nicht so einfach, denn alle wollten „Linie 1“ sehen, und man musste sich zum Monatsbeginn an einem Sonntagvormittag in einer langen Schlange nach Karten anstellen, und pro Person gab es maximal zwei Karten.

Seither habe ich das Musical mindestens einmal jährlich gesehen. Hinzu kommen Sonderbesuche wie zum 30-jährigen Stückjubiläum im April 2016 oder als koreanisches Gastspiel zum 50. Geburtstag des GRIPS‘ im Juni 2019. Weitere 20 Male sah ich „Linie“, wie das Stück damals im Insider-Jargon verkürzt genannt wurde, als ich 1994 meine Magisterarbeit am GRIPS Theater machte und monatelang jeden Abend den unterschiedlichen GRIPS-Vorstellungen beiwohnte, weil ich eine Publikumsbefragung durchführte.

Es kommen also rund 50 Besuche der „Linie 1“ zusammen. Da mag man sich fragen, ob es da überhaupt noch etwas Neues zu entdecken gibt, ob man das Stück nicht inzwischen auswendig kennt und ob es nicht langsam langweilig wird.

  1. Ja!
  2. Klar!
  3. Nein!
  1. Ein Theaterstück ist ja kein Film. Also ist jede Vorstellung ein bisschen anders – wenngleich nicht so extrem und nicht so unabsichtlich anders wie die jährlichen drei Vorführungen der Schattenlichter … Auch gibt es in jedem Jahr ein oder zwei neue Besetzungen, denn nicht jeder Schauspieler hat einen so langen Atem wie Dietrich Lehmann, der seit 1986 ausnahmslos jede Vorführung gespielt hat. Und nicht jede Rolle bietet sich dafür an, über 34 Jahre nicht umbesetzt zu werden. Ich stelle mir nur vor, was wäre, wenn immer noch Petra Zieser ein kicherndes pubertierendes Schulmädchen oder Ilona Schulz eine picklige Schulabbrecherin spielen würde … Jedes Mal macht es Spaß, die Aufführungen zu vergleichen, Textänderungen aufzuspüren und kleine Improvisationen zu entdecken, die den Erstbesuchern verborgen bleiben. Nicht zuletzt hat sich die „Linie 1“ über die Jahrzehnte verändert: Anfangs versuchte GRIPS-Chef und -Autor Volker Ludwig, aktuelle Veränderungen in das Stück einzubauen: erhöhte Entgelte beim Schwarzfahren, veränderte Linienführungen der U 1, den Fall der Mauer – da zogen die Möwen plötzlich nicht mehr über die Mauer, sondern über die Spree -, neue Politiker und neue Währungen. Schließlich wurde es zu paradox, und das GRIPS ging zurück auf Null bzw. auf den Anfang des Musicals: „West-Berlin 1986“ wird nun immer zu Stückbeginn auf die Bühne projiziert, und dann ersteht auf der Bühne das West-Berlin meiner Jugend auf. Da das GRIPS mit der Zeit geht, gibt es auch organisatorische Neuerungen: Es begann mit der Kartenreservierung übers Internet, ging weiter mit der Installation englischsprachiger Übertitel und gipfelte darin, dass ich heute erstmals mit „Print at home“-Eintrittskarten ins Theater gekommen bin, statt die Karten spätestens am Vortag persönlich abzuholen. Heute war für mich neu, dass das regelmäßig neu besetzte Wessi-Mädchen rothaarig war und in der Schlussszene erstmals seit 1986 nicht mehr rückwärts gehen muss. Neu war der Schlagzeuger in der ansonsten sehr treuen Band „No Ticket“; die anderen Musiker werden immer besser und verändern sich im Laufe der Jahre nur peu à peu: Lange blonde Locken sind auf der Strecke geblieben, und eine halbe Brille ist hinzugekommen …
  2. Wenn eine Schauspielerin krank wird, kann mich das GRIPS gerne fragen, ob ich einspringe. Vermutlich bin ich dann aber bei den Schattenlichtern so stark ehrenamtlich eingebunden, dass ich ablehnen muss – eine faule Ausrede, weil ich niemandem meinen Gesang zumuten möchte. Den überlasse ich lieber Supertalenten wie Patrick Cieslik, der als Bambi mindestens so cool ist wie die Premierenbesetzung Dieter Landuris und der „Fahr mal wieder U-Bahn“ mindestens so gut singt wie Thomas Ahrens. Einfach toll! Möge Patrick Cieslik mindestens so viele Jahre am GRIPS Theater bleiben wie Dietrich Lehmann!
  3. Wird Euch etwa langweilig, wenn Ihr Eure Lieblingsmusik immer wieder auflegt? Nein? Dann versteht Ihr auch, warum es nicht langweilig ist, „Linie 1“ 50-mal zu sehen. – Spannend sind auch Details wie die Frage, ob man es schaffen wird, einen der Zettel zu ergattern, die der verrückte Weltverbesserer im Publikum verteilt. Heute hat’s geklappt!

Abgesehen davon habe ich leider viele Vorstellungen verpasst und nur einen Bruchteil gesehen. Heute war die 1.924. Vorstellung von „Linie 1“. Was sind da schon 50 Male? Gerade mal jeder 20. „Linie“ habe ich beigewohnt …

Zum Ritual gehört nicht nur der Theaterbesuch an sich. Es sind viele Details, die dazugehören – wie die obligatorische Anreise mit der U-Bahn, das Anstehen vor der linken Saaltür 30 Minuten vor Einlass (die schweißtreibende Einlasssituation ist mit der bei den Schattenlichtern vergleichbar), das Erobern von Plätzen in Reihe 2 (Reihe 1 hat keine Rückenlehne) und der Besuch des Spätis am Hansaplatz in der Pause. Als „Linie 1“-Junkie weiß man einfach alles, sogar welche der vier Klotüren klemmt und daher gemieden werden sollte.

Der Theater-Tipp der Schattenlichter? Hingehen, ganz klar! Zum Beispiel am 3. oder 4. Januar oder zwischen dem 31. Januar und dem 4. Februar 2020! Viel Spaß!

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