Wenn ehemalige Feinde gemeinsam Deutsch lernen
Das Flüchtlingsthema ist in aller Munde – und da ist es gut, dass es auch auf den Berliner Bühnen ankommt. Wir sahen zum Jahresausklang bis kurz vor Mitternacht im Maxim-Gorki-Theater „The Situation“ von Yael Ronen. Hier treffen in einem Neuköllner Deutschkurs Flüchtlinge aufeinander. Ein Pulverfass – wie passend zu Silvester! -, wenn Menschen Seite an Seite deutsche Grammatik pauken sollen, aber noch vor kurzem in ihren Heimatländern verfeindet waren. Es ist spannend, nach und nach immer mehr über die Schauspieler aus Syrien, Palästina und Israel zu erfahren, wenngleich die dafür häufig verwendeten Monologe und das Lesen der Übertitel den Zuschauern einiges an Konzentration abverlangen.
Bemerkenswert ist die Rolle des Deutschlehrers, der Gutes tun will, aber oft mit der Situation überfordert ist, erfolglos nach den passenden Worten sucht und schließlich auch seine eigene Geschichte in einem packenden 20-minütigen Monolog verrät.
Aber was ist das eigentlich für ein neuer Trend, Theaterstücke ohne Pause zu zeigen? Das war nun schon unser drittes Stück ohne Pause innerhalb von fünf Wochen, nach „Westberlin“ im November und „Angst essen Seele auf“ im Dezember. Da loben wir uns die Inszenierungen der Schattenlichter, bei denen pausiert wird, bis der letzte Zuschauer sein belegtes Brötchen gekauft hat, die Schlange vor dem WC abgebaut ist, sich alle über das Gesehene unterhalten konnten und die Beine vertreten haben …
Ein frohes neues Jahr allen Theaterfreunden!