Nicht totzukriegen …
„Er ist wieder da“ war als Buch von Timur Vermes und als Kinofilm erfolgreich. Da überrascht es nicht, dass der Stoff seit Mittwoch in Berlin auch auf der Bühne präsentiert wird. Trotzdem ist das Transferieren auf die Bühne keine einfache Aufgabe. Auch wenn nach der Premiere auch Gegenteiliges zu lesen war – die Schattenlichter finden, dass dem Theater am Kurfürstendamm das Experiment gelungen ist.
Zu Stückbeginn sind viele Dialoge nahe an Buch und Film: Wie Hitler mit staubiger Uniform nach jahrzehntelangem Schlaf in der heutigen Zeit erwacht, am Zeitungskiosk den Völkischen Beobachter vermisst, ungläubig das aktuelle Datum erfährt, immer wieder nach seinem wirklichen Namen gefragt wird, über politische und technisch Neuerungen staunt, ist eine lustige, aber naheliegende Bühnenadaption, die beim Publikum gut ankommt.
Nur über Hitler als Zeitreisenden zu lachen, der über Hundedreck aufsammelnde Hundebesitzer staunt und neue Kommunikationsmittel wie das Fernsehen für seine Propaganda nutzen möchte, reicht natürlich nicht aus. Der Film verleiht seinem Thema den angemessenen Ernst, indem sich der Hitlerdarsteller unters echte Volk mischt und erschreckend viele Personen für seine Anschauung begeistert. Hier muss das Theater andere Wege beschreiten. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Es gelingt dem Kudamm-Theater, Situationen zu schaffen, in denen den Zuschauern die Luft wegbleibt, weil ihnen vor Augen gehalten wird, wie viel Faszination das nationalsozialistische Gedankengut auf Menschen von heute ausüben kann – die ja wissen, wohin das Ganze schon einmal geführt hat!
So findet das Theater geschickt die Balance zwischen witziger Unterhaltung und starkem Tobak. Die Schlussaussage entlässt die Zuschauer bedrückt nach Hause: Selbst wenn man Hitler tötet, ist er wieder da, denn er ist in Deutschland präsent.
Die Schattenlichter empfehlen: Ansehen und mitdiskutieren!