Licht aus, Licht an
Aus: Paulus Blätter (4/2020)
Autor: Lothar Beckmann
Republikflucht, Ausreiseantrag, Stasi-Büro, Observation, Abschnittsbevollmächtigter – beim Betrachten des DDR-Alltags im Theaterstück „Barbara“ hatten die Zuschauer nicht viel zu lachen. Die Ausweglosigkeit und Repression im „Osten“ hatten die meisten Theaterbesucher zum Glück nicht miterleben müssen. Sie sehen das Unbegreifliche heute, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, aus einer gewissen Distanz, müssen sich erst zurechtfinden in dem unsäglichen DDR-Trott, den die Schattenlichter auf die Bühne zurückgeholt haben.
Dieser Schritt rückwärts wurde dem Publikum nicht leicht gemacht. Durch die Adaption der vielen Szenen aus dem Film „Barbara“ für die Theaterbühne wird der Handlungsablauf immer wieder unterbrochen. Was im Film mit einer neuen Kameraeinstellung erledigt ist, heißt für die Bühnenfassung: Umbau der Kulissen im schummerigen Licht und Verweilen der Zuschauer im Halbdunkel. Licht an, Licht aus zerstückelt den Inhalt des Stücks. Wann und wie geht‘s weiter? Der rote Faden ist jedes Mal bis zum Zerreißen gespannt. Da hilft auch die Leinwand neben der Bühne, auf der Filmsequenzen das Bühnengeschehen zusätzlich veranschaulichen, nur wenig.
Die Bilanz der Theatergruppe Schattenlichter mit 38 Stücken in 35 Jahren ist wirklich beeindruckend. Viele der Komödien mit Tiefsinn, der Kriminalstücke mit Aha-Erlebnis, der zeitkritischen und klassischen Werke begeisterten die Fangemeinde. Aber nicht jedes Genre eignet sich für die Laienspielgruppe. „Barbara“ steht eher nicht in der oberen Hälfte der ewigen Bestenliste der Schattenlichter-Produktionen.