Mitleid mit den Unter-60-Jährigen
Bei den meisten Theatern steht die Sommerpause unmittelbar bevor. Wir haben uns vorher noch einmal ins GRIPS Theater begeben, um das Stück zu sehen, das zum 80. Geburtstag des Theatergründers Volker Ludwig im Juni 2017 in einer Neuinszenierung erschien: „Eine linke Geschichte“.
Das Stück zeigt die Geschichte der 1968er Studentenrevolte, erzählt am Beispiel dreier Studenten. Das Ganze spielt natürlich in Berlin, den zum einen ist es ja ein GRIPS-Stück, zum anderen war Berlin ja der zentrale Schauplatz. Ergänzt wird diese Geschichte durch Szenen aus dem Reichskabarett, dem Vorgänger des GRIPS. Sehr erfreulich, dass hierbei auch drei Schauspieler an Bord sind, die schon in früheren Fassungen der „Linken Geschichte“ mitspielten: Dietrich Lehmann, Thomas Ahrens und Claudia Balko.
Auch die Jüngeren machen ihre Sache hervorragend: Sie überzeugen als dynamische Studenten voller Ideale, die mit dem Mief des Nachkriegsdeutschlands Schluss machen wollen und dabei hin und wieder über ihre eigene bürgerliche Erziehung stolpern.
Neu an der Neufassung sind die einleitenden Texte zu den einzelnen Szenen, „damit auch die Unter-60-Jährigen im Publikum etwas verstehen“, und das Ende der „Linken Geschichte“. Endete die Geschichte in der letzten Version noch desillusioniert in der Uckermark, so finden sich diesmal die ehemaligen Studenten und Kabarettisten 2017 im GRIPS Theater ein, um weiterhin aufzuklären und Missstände anzuprangern. Eine rundum überzeugende Leistung, unbedingt vorzumerken für die Zeit nach der Sommerpause!