Jubiläum in Zehlendorf: „Schattenlichter“ feiern 40 Jahre Theaterkunst!

Jubiläum in Zehlendorf: „Schattenlichter“ feiern 40 Jahre Theaterkunst!

Aus: Nachrichten AG (9.1.2025)
nag-berlin.de/deutschland/steglitz-zehlendorf/jubilaeum-in-zehlendorf-schattenlichter-feiern-40-jahre-theaterkunst/

Jubiläum in Zehlendorf: „Schattenlichter“ feiern 40 Jahre Theaterkunst!

Im Jubiläumsjahr 2025 feiert die Theatergruppe „Schattenlichter“ in Zehlendorf 40 Jahre seit ihrer ersten Aufführung eines Krippenspiels in der Paulus-Kirche. Die Gruppe wurde von einem evangelischen Gemeindepfarrer und Konfirmanden gegründet und erfreut sich bis heute an großer Beliebtheit. In den ersten drei Jahren fanden die Aufführungen hauptsächlich in Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen statt. Elke Brumm, die seit der zweiten Inszenierung aktiv ist, übernahm 1988 die organisatorische Leitung und lenkt die Geschicke der Gruppe.

Ursprünglich trugen die „Schattenlichter“ ihren Namen aufgrund der Schattenspiele, die sie in ihren Anfangsjahren präsentierten. Heute hat sich das Repertoire der Gruppe erheblich weiterentwickelt. Seit 1988 wird im Großen Saal des Gemeindehauses am Teltower Damm 6 ein abwechslungsreiches Programm geboten, das viele bekannte Werke umfasst. Dazu zählen unter anderem Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ und Bernard Shaws „Pygmalion“. Aktuelle Stücke wie „Frau Müller muss weg“ und „Der Vorname“ sind ebenfalls Teil des Programms.

Jubiläumsaufführung und kriminelle Unterhaltung

Im Jubiläumsjahr wird die Gruppe einen Krimi mit dem Titel „There is no Escape – Es gibt keinen Ausweg“ aufführen. Die Vorstellungen finden am 20. und 21. Februar um 19:30 Uhr sowie am 22. Februar um 18:00 Uhr im Gemeindehaus der Evangelischen Paulus-Gemeinde Zehlendorf statt. Platzkarten sind zum Preis von fünf Euro erhältlich, sowohl online als auch im Gemeindebüro. Für viele Theaterliebhaber ist der Besuch dieser Aufführung ein fester Termin im Kalender.

Während der Corona-Zeit passte sich die Gruppe an die neuen Bedingungen an und drehte einen Film, bei dem aus Sicherheitsgründen jeweils nur zwei Personen gleichzeitig auftraten. Dies zeigt die Flexibilität und die Entschlossenheit der „Schattenlichter“, auch in Herausforderungen künstlerisch aktiv zu bleiben. Auf ihrer Homepage können Interessierte weitere Informationen zu den Aufführungen sowie zur Chronik der vergangenen 43 Theaterstücke finden.

Suche nach neuen Talenten

Aktuell sind die „Schattenlichter“ auf der Suche nach männlichen Mitspielern im Alter zwischen 15 und 70 Jahren, die beim Bühnenbau helfen können. Potenzielle Interessierte können die Gruppe über die E-Mail-Adresse schattenlichter@gmx.de kontaktieren.

Das innovative und eindrucksvolle Format des Schwarzlichttheaters, das ursprünglich aus Asien stammt und in Prag eine besondere Blüte erfahren hat, könnte in den Inszenierungen der „Schattenlichter“ eine interessante Inspiration finden. Diese Theaterart nutzt eine dunkle Umgebung und spezielle UV-Lichttechnik, um beeindruckende visuelle Illusionen zu erzeugen. Akteure agieren oft in schwarzer Kleidung und schaffen mit Hilfe von fluoreszierenden Kostümen eine fesselnde Atmosphäre, die die Zuschauer in ihren Bann zieht. Ursprünglich waren es in den 1960er Jahren etablierte Theaterrichtungen wie Černé Divadlo in Prag, die grundlegende Prinzipien der Illusion und des Spiels weiterentwickelten.

Die Techniken des Schwarzlichttheaters haben sich seitdem stark diversifiziert und erstrecken sich nun über Länder wie Deutschland, Ungarn, die USA und viele weitere. In dieser farbenfrohen und zugleich mystischen Welt des Theaters finden sich Möglichkeiten, die Lage des „Schattenlichter“-Ensembles weiter zu beleben und neues Publikum zu begeistern. Das Zusammenspiel von Licht, Körpersprache und theatrale Darstellung eröffnet den „Schattenlichtern“ neue Wege, ihre künstlerischen Fähigkeiten weiter auszubauen und in Zukunft einzigartig zu performen. Weitere Aspekte des Schwarzlichttheaters sind die Einbeziehung moderner Tanztechniken und der Einsatz variierender Bühnentechnologien, was die Attraktivität der Darbietungen umso mehr steigert.

Infos teilen:

Selten so gelacht – und nachgedacht!

Selten so gelacht – und nachgedacht!

Aus: Paulus Blätter (Mai/Juni 2023)
Autor: Detlev Riemer

Mit ihrem Stück „Extrawurst“ haben die Schattenlichter Kabarett vom Feinsten geboten. Eine Pointe jagte die andere. Allerdings verwandelte sich meine Heiterkeit im Laufe des Abends in Nachdenklichkeit, und die hält immer noch an. Ein Tennisclub mit Cem als einzigem türkischen Mitglied wird zum Abbild unserer Gesellschaft; in der Diskussion des Vereins geht es um unsere Befähigung zur Toleranz. Der Streit entzündet sich an religiösen, kulturellen, ethischen, auch schlicht mitmenschlichen Themen und wird mit zunehmender Heftigkeit geführt – trotz der wiederholten Warnung: „Sarkasmus ist der Weg zur Hölle.“

Vereinsmitglied Micha bildet sich ein, ein neutraler Schiedsrichter zu sein, weil er als Atheist über den Religionen zu stehen glaubt. Justin Becker als Darsteller hat seine Rolle so überzeugend gespielt, dass ich mich in mein Vorleben in der DDR zurückversetzt glaubte; die längst verdaute Bitterkeit von damals kam in mir wieder hoch. Dabei war auch Micha nicht frei von Widersprüchen, wie überhaupt alle Rollen nicht in ein einfaches Schwarz-Weiß-Schema passten. Sie haben es doch alle gut nur gemeint – jeder auf seine Weise und mit immer wieder neuen logischen oder skurrilen, bierernsten oder komischen Argumenten!

Was kam bei diesem Streit der Kulturen, Religionen, Weltanschauungen am Ende heraus? Vereinsvorsitzende Charlotte (Carola-Kristina Lane) stand schließlich allein auf weiter Flur – ein Tennisverein ohne Spieler. Von der einst glorreichen Vereinsgeschichte zeugte nur noch die Dekoration – Vitrinen voller Pokale. (Wo haben die Schattenlichter nur die vielen Requisiten aufgetrieben?)

Bleibt noch die Frage: Hätte man für die Rolle des Cem auch einen „echten“ Türken engagieren können?

Infos teilen:

„Die beste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit!“

„Die beste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit!“

Vor 23 Jahren, im März 2000, spielten die Schattenlichter „Biedermann und die Brandstifter“. Die damalige Frau Biedermann und drei weitere Schattenlichter sahen sich heute im Schlosspark-Theater das wohl bekannteste Stück von Max Frisch an.

Herr Biedermann – im Schlosspark-Theater von Theaterchef Dieter Hallervorden höchstpersönlich gespielt – schwadroniert endlos über die Gefahren des Feuers und über Brandstifter, doch nimmt er gutmütig und vertrauensselig den Ringer Schmitz (Georgios Tsivanoglou) und seinen zwielichtigen Kumpan Eisenring (Mario Ramos) bei sich auf. Auch als sie den gesamten Dachboden mit Benzinfässern vollstellen, erkennt er die Gefahr nicht, sondern hilft seinen vermeintlichen Freunden sogar beim Vermessen der Zündschnur. Er findet immer neue Ausreden und Rechtfertigungen – und schließlich händigt er den Brandstiftern selbst die Streichhölzer aus.

„Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste ist Sentimentalität. Die beste aber ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand!“, sagt Eisenring – und Biedermann pflichtet ihm auch noch bei, ohne das Gesagte auf sich zu beziehen.

Auch wenn Frisch vor 65 Jahren vermutlich andere Brandstifter vor Augen hatte, lässt sich das Stück heute problemlos auf aktuelle Situationen und Menschen übertragen. Den Schattenlichtern gefielen sowohl die überzeugende Darbietung der Charakterrollen als auch das Bühnenbild, das sogar Schattenspielelemente enthielt. Statt die gesamte Bühne zu nutzen, wurde in die Bühne ein Biedermann-Häuschen gebaut, das das Kleine und Beschränkte des Biedermannschen Geistes auch optisch zum Ausdruck bringt.

Ein extrem kurzweiliger Abend!

Nach rund sechs Wochen voller Brandstifterei läuft das Stück am morgigen Sonntag um 18 Uhr zum letzten Mal.

Infos teilen: